© Stadt Wolfratshausen Foto: Adrian Greiter
Geschichte
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Testimonial

Beim Fällen der Bäume setzt Franz Seitner auf den Mond. Nur wenn der abnehmende Mond kein Wasserzeichen (Krebs oder Fisch) hat, ist der Zeitpunkt ideal, um die Bäume für seine Flöße zu fällen. Dies sind im Monat nur jeweils vier bis fünf Tage, in denen gefällt, entastet und geschäpst werden kann.

Schon sein Vater und Großvater fällten die Bäume nur während des abnehmenden Mondes. In diesem Zeitfenster gefällte Stämme bleiben die ganze Sommersaison über trocken. Eine wissenschaftliche Erklärung dafür hat Franz Seitner trotz Nachfrage bis heute noch nicht gefunden. Wohl aber ein Beispiel aus der Praxis. Vor einigen Jahren musste er zu einem anderen Zeitpunkt geschlagenes Holz nehmen und prompt mussten diese Stämme im Juni ausgewechselt werden, weil sie so nass und schwer wurden.

Franz Seitner, Der Mond bestimmt den richtigen Zeitpunkt
Franz Seitner

Der Bedarf an Holzlieferungen stieg vor allem wegen der wachsenden Bautätigkeit ab dem 13. Jahrhundert in München. Von Lenggries und Garmisch wurden auch Kalk, Gips, Kreide sowie importierte Wolle, Seide und Rosinen befördert. Zur Weltausstellung in Wien erfolgte im Jahr 1904 der Transport einer großen Brauerei-Sudpfanne.

Ende des 17. Jahrhunderts wurde ein regelmäßiger Personen- und Güterverkehr eingeführt. Nach einem Fahrplan aus dem Jahr 1854 fuhr jeden Montag ein Floß ab nach Landshut, Passau, Linz und Wien. Den Höhepunkt erreichte das Handwerk Mitte des 19. Jahrhunderts, als jährlich 5.800 Flöße die Wolfratshauser Lände passierten.

Mit dem Ausbau der Straßen ging die Nutzung der Floße immer mehr zurück. Die Isartalbahn, die 1891 zwischen München und Wolfratshausen in Betrieb ging, ersetzte letztendlich das Floß als Transportmittel. 1922 fuhr das letzte Floß von Wallgau nach München. Dafür erlebte die Floßfahrt ab 1903 ein Comeback als Vergnügungsfahrt. In Erinnerung an seine bewegte Geschichte und als Wahrzeichen für die heute noch gelebte Flößertradition darf sich Wolfratshausen seit 2010 "Internationale Flößerstadt" nennen.

Im Jahr 2014 wurde die „Flößerei“  in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen.

Die "Passagierfloßfahrten auf Loisach und Isar vom Oberland bis München" wurden 2020 in das Bayerische Landesverzeichnis  als immaterielles Kulturerbe aufgenommen.

Flößerei zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit am 01.12.2022 erklärt! Die UNESCO beschließt die Einschreibung der gemeinsamen Nominierung von Deutschland, Lettland, Österreich, Polen Spanien und Tschechien in die Repräsentative Liste ihres Kulturerbes. Eine kurze Übertragung zur Vergabe finden Sie hier.

Viele interessante Hintergrundinformationen zur Flößerei finden sich auch auf www.isargeschichten.de.